+43 (0)676 7104002 zifko.maria@aon.at

Marias BLOG

Tourenblog

Aus den Aflenzer Rundgängen – gut erläutert, gut geläutet

Aflenzer Kirche, vom Geläute bis in den Innenraum
Aflenz, mit reicher Geschichte, in jedem (Kirchen-)Winkel spürbar. Lassen Sie sich historische Details erläutern - vom Kruzifix zum Geläute bis in den prächtigen Kirchen-Innenraum.

Das Aflenzer Kruzifix

Es ist besonders bemerkenswert, wird um 1250 datiert und stammt somit aus der Zeit vom Übergang von der Romanik zur Gotik. Das aufrechte Stehen des Corpus (cruzifixus heißt „ans Kreuz geheftet“) auf einer Fußstütze verweist noch in die Romanik, also in die Zeit vor 1250. Romanische Christusdarstellungen zeigen Jesus oftmals als Retter, als Erlöser, als Auferstandenen häufig auch mit Königskrone. Der leidende Ausdruck, der mit dem Aufkommen der Mystik üblich wird, verweist in die Zeit der Gotik. Der sogenannte „Dreinageltypus“ (übereinander geschlagene Füße) ist ein weiterer Hinweis für den frühen gotischen Stil, der sich gegenüber dem zuvor üblichen „Viernageltypus“ durchsetzt. Beim Aflenzer Kruzifix vereinen sich beide Elemente, weshalb es auch von besonderem kunsthistorischem Interesse ist.

Einst Ausstattungsstück des Karners hängt das romanische Kreuz heute vom Triumphbogen, hat die beachtlichen Masse von 250 mal 180 cm und war ursprünglich farbig gefasst. Sehr geringe Farbreste sind noch vorhanden. Neben Göss, Seckau, Pürgg und Haus im Ennstal zählt das Aflenzer Kreuz zu den seltenen romanischen Kruzifixen in der Steiermark.

Große Peter und Paul Glocke von Hans Mitter

Die Große Peter und Paul Glocke gilt als wertvollste Glocke Österreichs - sowohl hinsichtlich klanglicher Qualität als auch künstlerischer Ausgestaltung. 2250 Kilogramm, Gussjahr: 1446 in der Guss-Stätte zu Judenburg, Durchmesser 144 cm, Glockentyp: Oktav, Tongebung: weich, Klangqualität: 1a, Hans Mitter Motiv (Hund-Hase-Löwe-Einhorn). Im „Tönendes Erz“ von Pfundner und Weissenböck wird die „Große Peter und Paul Glocke“ neben der „Kunigunde“ in Bad Aussee und der „Maximiliana“ in Schwaz/Tirol zu den drei schönsten historischen Glocken Österreichs gezählt, beides ebenfalls Hans Mitter Glocken.

Am Glockenmantel eine qualitätsvolle Marienkrönung, flankiert von den Apostelfürsten Petrus und Paulus, gegenüber noch eine Muttergottesdarstellung mit dem Jesuskind, begleitet von den hll. Margaretha, Ursula, Dorothea und Agnes. Der Guss ist sehr sauber und präzise und selbst die kleinsten Details sind messerscharf ausgebildet. Die von Hans Mitter ausgestellte Zahlungsbestätigung von 1446 ist im St. Lambrechter Stiftsarchiv erhalten. – Zitiert aus der „Großen Glockenkunde Österreichs“.

Aflenzer Geläute

Anlässlich des 950-jährigen Jubiläums der Pfarre Aflenz wurde im Jahre 2016 die neue Heiligen Geist Glocke angeschafft, die die tonliche Lücke zwischen den beiden kleinsten Glocken geschlossen hat. Ebenso wurden in der Folge die beiden kleineren Böhler Stahlglocken aus 1922 einer Tonkorrektur unterzogen, sodass das vorhin etwas verstimmt wirkende Geläute wieder eine reine Geläutestimmungslinie aufweist – ein erweitertes Salve-Regina Motiv, ein 6-stimmiges Dur-Motiv: e`- gis`- h`-cis``- e``- fis``.

Südportal

Spätgotisches architektonisches Highlight, Meisterwerk der in Aflenz tätigen Steinmetze der Admonter Bauhütte, Bezüge und Ähnlichkeiten zum Gößer Südportal sind offensichtlich. Rechteckportal mit birnstabförmigen Stäben und kunstvollen Kreuzungen. Die Kreissegmente symbolisieren Kosmisches, Ewiges, Überirdisches. Durch die aufwendig künstlerische Gestaltung des Portals wird die Schwelle vom Profanum ins Fanum betont.

Die Kopf-Skulptur über dem Südportal wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts angebracht und erinnert an eine umfangreichen Kirchensanierung und den ausführenden Brucker Baumeister Adolph RUPRECHT mit Zirkel und Bauplan in den Händen.

Kirchenraum

Einschiffiges Langhaus, spätgotischer mittelalterlicher Charakter. Die Größe der Kirche dokumentiert den Rang und die Bedeutung der Pfarre. Ein 15 m breites Netzrippen-Gewölbe spannt sich stützenlos über gesamte Kirchenbreite. Einzigartig in der Steiermark die freistehenden Gewölberippen ohne tragende Funktion. Sie bringen den Epheserbrief 2,20 architektonisch zum Ausdruck, wonach sich der neue Tempel, in dem alle Gottes Hausgenossen sein werden, auf dem Fundament der Apostel errichtet sein wird. Feingliedrige, ausdrucksstarke plastische Apostelbüsten mit ihren Attributen aus der Erbauungszeit.

Weitere Bauplastik aus der Entstehungszeit

Bemerkenswert die gedrehten Säulen am Triumpfbogen und unter der Orgelempore im Westen. Die Ursprünge dieses Motivs entspringen der frühchristlichen Antike. Skurril und furchteinflößend die markanten Charakterköpfe an den Kapitellen der beiden Säulen unter der Sängerempore im Westen: Ebenfalls aus der Bauzeit stammend, bringen sie die mittelalterliche Weltsicht zum Ausdruck und stehen für die sieben Hauptsünden.

Ansicht Kirchhof Vischer Stich/Karner: datiert aus dem Jahr 1681. Die barocke Kuppel und die Laterne erhielt der Karner im 18.JH, die achteckige gotische Kapelle des Karners wurde jedoch schon 1517 geweiht

„Ursprünglich diente der Karner als Beinkammer nur der Zweitbestattung, bald kam jedoch eine darüber errichtete Totenkapelle für die liturgische Handlung hinzu. Die Benediktiner verbreiteten das im Karner vorgenommene, liturgisch angelegte, kollektive Totengedenken, das ab Beginn des zweiten Jahrtausends n.Chr. verstärkt zu beobachten ist, ausgehend von Frankreich über ganz Mitteleuropa. Das Stift St. Lambrecht spielte in der Errichtung sogenannter Rundkarner im steirisch-kärntnerischen Raum eine führende Rolle. Fast jede Kirche des Stiftes wurde mit einem freistehenden Rundkarner ausgestattet. Für den Karner von Aflenz ist wegen der fehlenden Apsis als Errichtungszeit das späte 12.oder frühe 13.JH anzunehmen. Im Zuge des gotischen Umbaus erhielt auch das romanische Untergeschoß eine Stichkappenwölbung“. – aus der Ortschronik Aflenz- Dr. Josef Riegler

Ein Beitrag von Maria Zifko

Ihr staatlich geprüfter Guide in der Hochsteiermark

ProfilPhoto-Maria-Zifko